Autor:innen:
Sascha Scherer | Universität Mainz | Germany
Benjamin Höpfer | Kanton Aargau, Departement für Bildung, Kultur und Sport | Switzerland
Sabine Fiedler | Universität Mainz | Germany
Markus Fuchs | Universität Gießen | Germany
George Janzen | Universität Mainz | Germany
Thomas Kolb | Universität Gießen | Germany
Julia Meister | Universität Würzburg | Germany
Thomas Knopf | Keltenmuseum Hochdorf/Enz | Germany
Prof. Dr. Thomas Scholten | Universität Tübingen | Germany
Peter Kühn | Universität Tübingen | Germany
Die Identifikation prähistorischer Ackerflächen im nördlichen Alpenvorland wird durch das heterogene Ausgangssubstrat in Form von Geschiebemergel, Schotter und Molasse und die Überprägung durch rezente Landschaftseingriffe erschwert. Daher ist die Korrelation eines begrabenen bronzezeitlichen Pflughorizonts (IIfAp) mit einer angrenzenden Siedlung ein bisher einmaliger Befund im nördlichen Alpenvorland.
Basierend auf früheren Arbeiten wurde ein zunächst punktueller Befund eines Pflughorizonts in Anselfingen (Hegau, SW-Deutschland) flächig kartiert und an fünf weiteren Profilen biogeochemisch analysiert. Die Datierung erfolgte mit optisch stimulierter Lumineszenz (OSL) an Sedimenten und der 14C-Analyse an Holzkohlefragmenten. Zur Rekonstruktion von Vegetationsmustern und ackerbaulicher Subsistenz wurden Phytolithen, Gesamtphosphor (Ptot, aqua regia, ICP-OES), Miliazin (Marker für Panicum miliaceum) und Alkylresorcinole (Marker für Triticum dicoccum) analysiert.
An den fünf Profilen wurde der IIfAp-Horizont von bis zu 3 m Kolluvium überdeckt und dadurch rezenten Bodenbildungsprozessen weitestgehend entzogen. Die Ausdehnung der Ackerfläche beträgt insgesamt 0.2 bis 0.5 ha. Anhand von 13 OSL und 41 14C Altern kann eine kontinuierliche Nutzung der Ackerfläche von mindestens der Mittleren Bronzezeit (3.6 ka) bis zur Frühen Latènezeit (2.5 ka) nachgewiesen werden. Phytolithenspektren zeigen eine Dominanz an Grasvegetation über Baum- und Strauchvegetation, woraus sich eine intensive Öffnung der Landschaft durch den Menschen ableiten lässt. Speziell das Fehlen von Phytolithen aus den Blütenständen der Gräser deutet auf eine ackerbauliche Nutzung in Form von Ernteaktivitäten hin. Der Ptot-Verlauf zeigt für alle Profile eine deutliche Reduzierung der Ptot-Gehalte vom ältesten Kolluvialhorizont zum darunterliegenden IIfAp, ausgelöst durch einen möglichen Nährstoffentzug. Die noch ausstehenden Analysen weiterer Sedimentproben auf Phytolithen, Miliazin und Alkylresorcinole lassen weitere Einblicke in die ackerbauliche Subsistenz bronzezeitlicher Bauern im nördlichen Alpenvorland erwarten und heben den Pflughorizont in Anselfingen als wertvolles Archiv zur Rekonstruktion frühgeschichtlicher Landwirtschaft hervor.