Autor:innen:
Judith Koschorke | Eberhard Karls Universität Tübingen | Germany
Anne Jerosch | Eberhard Karls Universität Tübingen
Dr. Katleen Deckers | Institut für Naturwissenschaftliche Archäologie, Eberhard Karls Universität Tübingen
Prof. Dr. Markus Fuchs | Institut für Geographie, Justus-Liebig-Universität Gießen
Prof. Dr. Ellen Kandeler | Institut für Bodenkunde und Standortslehre, Fachbereich Bodenbiologie, Universität Hohenheim
Dr. Thomas Kolb | Institut für Geographie, Justus-Liebig-Universität Gießen
Prof. Dr. Eva Lehndorff | Lehrstuhl für Bodenökologie, Universität Bayreuth
Dr. Susanne Lindauer | Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie gGmbH, Mannheim
Dr. Harald Neidhardt | Fachbereich für Geowissenschaften, Lehrstuhl für Geoökologie, Eberhard Karls Universität Tübingen
Prof. Dr. Yvonne Oelmann | Fachbereich für Geowissenschaften, Lehrstuhl für Geoökologie, Eberhard Karls Universität Tübingen
Dr. Christian Poll | Institut für Bodenkunde und Standortslehre, Fachbereich Bodenbiologie, Universität Hohenheim
Prof. Dr. Thomas Knopf | Eberhard Karls Universität Tübingen
Prof. Dr. Thomas Scholten | Eberhard Karls Universität Tübingen
Dr. Peter Kühn | Eberhard Karls Universität Tübingen
Während der zweiten Hälfte der frühen Latènezeit setzt eine Bevölkerungsbewegung aus dem westlichen Mitteleuropa nach Süden ein, die mit dem Beginn einer klimatischen Kaltphase einhergeht. Neben der Klimaverschlechterung werden Überbevölkerung, soziale Konflikte und Bodendegradation als Auslöser der Migration diskutiert.
Im Rahmen des SFB 1070 RessourcenKulturen werden die Ursachen der Abwanderung anhand der um 380 v. Chr. aufgegebenen frühlatènezeitlichen Siedlung von Hochdorf/Enz untersucht. Die Auswertung der faunistischen und botanischen Hinterlassenschaften aus dem Bereich der ausgegrabenen Siedlung prägen das Bild einer offenen, intensiv ackerbaulich genutzten Landschaft. Grundsätzlich zeigen die Ackerunkräuter günstige Bodenverhältnisse mit guter Nährstoff- und Basenversorgung an. Verkürzte Brachzeiten, um den Bedarf an Nahrungsmitteln für die wachsende Bevölkerung zu decken, und eine fehlende Durchmischung der Oberböden könnten jedoch zur Abnahme der Bodenfruchtbarkeit geführt haben. Aus bodenwissenschaftlicher Sicht stellt sich daher die Frage, ob die intensive ackerbauliche Nutzung tatsächlich zu einer hohen Bodenerosion und verminderten Ertragsfähigkeit geführt hat und somit maßgebend für die Abwanderung am Übergang der Früh- zur Mittellatènezeit gewesen ist.
Multi-Proxy-Analysen mehrschichtiger Kolluvien im Umfeld von Hochdorf/Enz sollen Aufschlüsse über die eisenzeitliche Landnutzungsverteilung, die Bodeneigenschaften und die Intensität der Bodenerosion erbringen. Hierzu wird eine Chronostratigraphie der Kolluvien mittels optisch stimulierter Lumineszenz (OSL) und 14C Datierungen an Holzkohlen erstellt. Latènezeitliche Landnutzungspraktiken und deren Änderungen werden durch die Analyse von Urease-Aktivität und fäkalen Biomarkern (herbivorer, omnivorer Exkrementeintrag von Weidetieren), δ15N-Werten (Düngepraktiken) und δ13C-Werten der organischen Bodensubstanz (Kultivierung von C4 Pflanzen), PAK (Brände), Schwermetallgehalten (Metallverarbeitung) und Holzkohlespektren (Holznutzung) rekonstruiert.