Autor:innen:
Ragna-Marleen Fey | Fachhochschule Kiel | Germany
Conrad Wiermann | Fachhochschule Kiel | Germany
Jörn Fröhlich | Landesamt für Umwelt Schleswig-Holstein
Bernd Burbaum | Landesamt für Umwelt Schleswig-Holstein
Marek Filipinski | Landesamt für Umwelt Schleswig-Holstein
Arne Hanssen | Landesamt für Umwelt Schleswig-Holstein
Christoph Haas | Landesamt für Umwelt Schleswig-Holstein
Eckhard Cordsen | Landesamt für Umwelt Schleswig-Holstein
Im Energiewende- und Klimaschutzgesetz für Schleswig-Holstein ist eine Absenkung der THG-Emissionen um 95 % (Bezugsjahr: 1990) bis zum Jahr 2050 vorgesehen. Um diese Ziele zu erreichen, sind auch im landwirtschaftlichen Sektor zusätzliche Maßnahmen erforderlich. Neben Maßnahmen zur Reduzierung der THG-Emissionen aus der Tierhaltung und Verbesserung der Nährstoffeffizienz werden große Potenziale in der Nutzung von Kohlenstoffspeichern landwirtschaftlicher Böden gesehen. Besonders der Wiedervernässung von Mooren wird in diesem Zusammenhang eine bedeutende Rolle zukommen. Aber auch auf mineralischen Acker- und Grünlandstandorten werden Reserven für eine zusätzliche Kohlenstoffspeicherung vermutet. Aus diesem Grund erfolgte eine Berechnung dieser zusätzlichen Kohlenstoffspeicherpotenziale mineralischer Böden in Schleswig-Holstein bis 1 m Tiefe auf der Grundlage von 220 Grünland- und 457 Ackerstandorten. Da eine Berechnung mit dem in vielen anderen Studien verwendeten Ansatz nach Hassink (1997) nicht möglich war, wurde eine einfache Differenzmethode in Anlehnung an Barré (2017) angewendet. Die Ergebnisse zeigen, dass auf der betrachteten Fläche von rund 1 Mio. Hektar ein Speicherpotenzial von 33 Mt Corg bzw. 120 Mt CO2-eq besteht. Im Oberboden befindet sich dabei das durch angepasste Bewirtschaftungsmaßnahmen mittelfristig nutzbare Speicherpotenzial von 23,8 Mt Corg bzw. 87,3 Mt CO2-eq. Die Ausnutzung dieses Sättigungsdefizites würde eine Anhebung des aktuellen Corg-Gehaltes im Oberboden um rund 30 % bedeuten. Um im Folgenden prüfen zu können, wie und in welchem Zeitraum dieses Potenzial genutzt werden kann, sollen in einem nächsten Schritt die aufgeführten Kohlenstoffsequestrierungsraten verschiedener Bewirtschaftungsmaßnahmen von Wiesmeier et al. (2020) überprüft und auf die schleswig-holsteinischen Verhältnisse angepasst werden.
Der Vergleich zu den wichtigsten terrestrischen Kohlenstoffspeichern, den Mooren, erlaubt eine gute Einordnung des Umfangs und der Bedeutung der berechneten Speicherpotenziale. Auf den rund 100.000 ha Moorflächen ergibt sich eine unbegrenzte THG Wirkung (Emissionsvermeidung + Senkenfunktion) von 165 Mt CO2-eq in 50 Jahren, während sich auf den knapp 1 Millionen ha mineralischen Böden im Oberboden eine begrenzte zusätzliche Speicherfähigkeit von nur 87 Mt CO2-eq ergibt. Insgesamt können Maßnahmen zur Vermeidung von THG Emissionen deutlich zielgerichteter und konzentrierter auf organischen als auf mineralischen Standorten erfolgen.