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Raum:
Geb. 14, HS LaWi (E.02)
Thema:
K 8.6 Böden in der Stadtentwicklung
Präsentationsart:
Vortrag
Dauer:
40 Minuten
09:10 Uhr
Blau-grüne Stadtentwicklung: Ohne Böden, mit Substraten!
Prof. Dr. Michael Burkhardt | OST - Ostschweizer Fachhochschule | Switzerland
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Autor:innen:
Prof. Dr. Michael Burkhardt | OST - Ostschweizer Fachhochschule | Switzerland
Dr. Beatrice Kulli | ZHAW Life Sciences und Facility Management
Andrea Saluz | Stadt Zürich
Die Siedlungsräume stehen aufgrund des Klimawandels vor großen Herausforderungen. Die Pflanzung von Bäumen und die Schaffung von begrünten Flächen gehören zu den wirkungsvollsten Maßnahmen zur Reduktion der Hitzebelastung und Abflussminderung. Sie erhöhen die Aufenthaltsqualität für die Bevölkerung und fördern die Biodiversität.
Eine besondere Herausforderung stellt die stoffliche Belastung des anfallenden Regenwassers dar, welches versickert wird. Die Stoffvielfalt aus z.B. Schwermetallen, Mineralölen oder Spurenstoffen darf nicht ins Grundwasser gelangen. Zudem dominieren im Siedlungsraum anthropogene Böden, oft Kultursubstrate, mit ungünstigen Standortbedingungen für Bäume und Stoffrückhalt.
Pflanzsubstrate gehören zu anthropogenen Böden und sollen optimale Standortbedingungen für Bepflanzungen in urban geprägten Gebieten schaffen. Wie beim Boden sind die Materialeigenschaften und deren räumliche Anordnung entscheidend für die hydraulischen und stofflichen Charakteristika. Viele Mittelporen braucht es für den Wasserrückhalt und Grobporen für die Versickerung sowie Luftkapazität. Pflanzenkohle, richtig ausgewählt und eingesetzt, bietet großes Potential, um die technischen Substratmischungen zu verbessern. Innovative Rezepturen erlauben es, die Verkehrslasten aufzunehmen und trotzdem Wasserspeicherung, Wasserableitung und Wurzelraum bereitzustellen.
Bei geringer stofflicher Belastung werden Pflanzsubstrate beim Stoffrückhalt als ebenbürtig zu Versickerungsböden eingeschätzt. Eine schädigende Wirkung durch Streusalz lässt sich durch genügend Wasserzufluss vermeiden. Bei höherer Belastung sind verschiedene Fragen offen. Die Entstehung von präferentiellen Fließwegen, und damit verbunden ein schneller Schadstoffaustrag unter Umgehung der Bodenmatrix, nimmt mit der Zeit tendenziell zu. Pflanzsubstrate mit Einzelkorngefüge dürften davon weniger betroffen sein. Für belastungskritische Standorten können bereits heute Adsorbersubstrate eine Lösung bieten. Diese sind gezielt auf den Stoffrückhalt hin entwickelt worden. Solche Substrate stellen wirkungsvolle Schadstoffbarrieren dar und sind kombinierbar mit Pflanzgruben.
Im Vortrag werden die bodenphysikalischen Grundlagen (strukturell, hydraulisch) für Pflanzsubstrate und innovative Pflanzgruben präsentiert, und damit Hinweise für eine klimaangepasste Stadtentwicklung gegeben.
09:30 Uhr
Bodenschutz in Hamburg – Aufgaben, Ziele und Instrumente einer modernen Bodenschutzbehörde
Elisabeth Oechtering | Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) | Germany
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Autor:in:
Elisabeth Oechtering | Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) | Germany
Bislang wurden Böden in urbanen Räumen in der Stadtentwicklung oft nur als mögliche Quellen von Schadstoffen und Gefahr für die Menschen wahrgenommen. Bodenschutzbehörden hatten sich vorrangig damit zu befassen, dass sie Schadstoffen im Boden auffinden, Kataster darüber anlegen und Altlasten möglichst sanieren. Sie hatten ihr Wissen über diese Gefahren in Bau- und Planungsvorhaben einbringen, damit Menschen in urbanen Räumen sicher leben und arbeiten können. Böden mussten als Fläche für Wohnungen, Gewerbe und Verkehrswege funktionieren.
Diskussionen zum Klimaschutz, zum Anpassungsbedarf an den Klimawandel und zur Biodiversität führen erfreulicherweise dazu, dass Böden mit ihren natürlichen Funktionen auch in urbanen Räumen zunehmend im Focus der Bodenschutzbehörden stehen. Dies ist auch dem wachsenden gesellschaftlichen Bewusstsein für die Bedeutung der Böden durch Öffentlichkeitsarbeit zu verdanken.
Im urbanen Raum werden Bodenschutzbehörden beispielsweise nach qualitativen und quantitativen Aussagen zu Versiegelungen und Potentialen zur Entsiegelung gefragt. Hiermit eng verbunden sind Empfehlungen zum Aufbau von gesunden Böden in neu angelegten Grünflächen, Kleingärten und bei Stadtbäumen sowie für die Wasserwirtschaft bei der Vermeidung von Erosion und Bewältigung von Starkregen. Potentiale von feuchten Böden zur Kühlung ihrer Umgebung werden ermittelt, da Hitzeinseln in Städten gesundheitlich bedenklich sind. Aus Gründen des Ressourcenschutzes befassen sich Bodenschutzbehörden zunehmend auch mit den immensen Materialströmen aus Bauvorhaben, damit sie möglichst wiederverwendet und nicht in Deponien verschwendet werden.
Die Abwägung zwischen diesen häufig gegensätzlichen Nutzungsinteressen für Böden im urbanen Raum gelingt nur, indem fundiertes Wissen über die Böden zusammengetragen sowie systematisch in die Planungs- und Entscheidungsprozesse eingebracht wird.
Wie eine moderne Bodenschutzbehörde, die kommunale und ministerielle Aufgaben gleichzeitig wahrnehmen muss, mit diesen interessanten und herausfordernden Aufgaben umgeht, welche Ziele die Behörde verfolgt und welche vielfältigen Qualifikationen die Mitarbeiter*innen haben, wird am Beispiel Hamburg dargestellt.